Der Sexualkundeunterricht steht erneut im Rampenlicht: Ungarn will die Aufklärung über Homo- und Transsexualität an Schulen per Gesetz verbieten. Doch wie sieht es eigentlich mit der Sexualerziehung in Deutschland aus? Ein Überblick.
Geschlechtskrankheiten, Beziehungen, sexuelle Orientierung – die Aufklärung zu diesen Themen ist seit 2002 ein fester Bestandteil im deutschen Schulsystem. Obwohl die ersten „Empfehlungen zu Sexualerziehung an Schulen“ schon 1968 von der Kultusministerkonferenz beschlossen wurden, dauerte es über 30 Jahre, bis sich diese in unseren Rechtsgrundlagen verankert haben. Ein langer Weg für die Sexualerziehung in die Lehrpläne. Auch heute gibt es noch immer Kritik an veralteten Inhalten zur Sexualbildung. Laut einer Studie von fernarzt.com stammen diese teilweise aus den 1980er Jahren. In Bayern gilt zum Beispiel immer noch die “Richtlinie zur AIDS-Prävention” aus dem Jahr 1989.
Mit der Digitalisierung und dem einfachen Zugriff auf Informationen ist es heutzutage wichtiger denn je, Kindern und Jugendlichen ein reales Bild von Sexualität zu vermitteln. Dass hierzu neben gleichgeschlechtlichen Beziehungen auch andere Formen der Sexualität zählen, sollte mittlerweile außer Frage stehen. Wichtig für die Schulen: Es sollte kein bestimmtes Sexualverhalten befürwortet oder abgelehnt werden. Anders gesagt: Schülerinnen und Schüler sollen in ihrer Meinung zur sexuellen Orientierung nicht beeinflusst werden.
Ein Darstellungs-Verbot von Homo- und Transsexualität im Schulunterricht, wie es in Ungarn aktuell geplant ist, gibt es in Deutschland nicht. Werden also LGBTIQ-Themen (zu deutsch: lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, intersexuell, queer) in deutschen Schulen ausreichend behandelt? Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland hat die Ergebnisse der zweiten großen LGBTI-Survey der EU-Grundrechtagentur für Deutschland übersetzt: Bei 77 Prozent der Befragten war dies nicht der Fall. Ein ernüchterndes Ergebnis.
Neben dem Schulunterricht und den Eltern spielt für Jugendliche auch das Internet eine große Rolle, wenn es um Fragen zu Sexualität, Fortpflanzung oder Verhütung geht. In der Jugendsexualitäts-Studie 2019 wurde „Internet“ von den 14- bis 17-jährigen Befragten als Quelle für die Sexualaufklärung am dritthäufigsten genannt.
Das Problem daran: Kinder und Jugendliche wissen oft nicht, welchen Informationen im Netz sie vertrauen können und welchen nicht. Daher ist die Sexualerziehung in einem vertrauten Umfeld (Elternhaus oder Schule) umso wichtiger.
Wann sollte mit dem Sexualkundeunterricht in der Schule begonnen werden? Der Zeitpunkt ist umstritten. Eine Umfrage des Meinungs- und Marktforschungsinstituts YouGov im April 2019 zeigt, dass fast ein Viertel der Deutschen für einen Beginn in der Grundschule ist. Die Mehrheit (37 Prozent) stimmten für den Start in der Mittelstufe, also ab der siebten Klasse. 2 Prozent waren sogar der Meinung, dass Sexualkundeunterricht in der Schule gar nicht behandelt werden sollte.
Um Kinder bei Fragen rund um die sexuelle Aufklärung zu unterstützen, ist es wichtig, dass sowohl Eltern als auch die Schule den Heranwachsenden Hilfestellung leisten. Mittlerweile gibt es für Erziehende, Lehrerinnen und Lehrer zahlreiche Angebote, um sich zum Thema näher zu informieren. Eine Auswahl an Beispielen finden Sie hier:
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(**Quelle: Trustpilot, Stand: 20.02.2023)