Im Kompetenzvergleich der OECD zeigen die Ergebnisse der Lesekompetenz der Schüler:innen, dass Aufholbedarf besteht. Beim Verstehen von Texten verschiedenster Art zeigten Kinder in Deutschland unerwartete Schwächen auf. Deshalb wurde die Entwicklung der Lesekompetenz in vielen Fächern in den Mittelpunkt gestellt. Aber was genau ist eigentlich Lesekompetenz und wie lässt sie sich zielorientiert und messbar fördern?
Lesekompetenz ist die „Fähigkeit, geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.“ (Deutsches PISA‐Konsortium 2001, S. 23)
Bei Lesekompetenz geht es also nicht darum, ob jemand lesen kann. Es geht vor allem auch. um den Umgang mit Textmaterial in der Praxis. Der Textinhalt soll nicht nur verstanden werden, sondern man soll daraus auch zielgerichtet Informationen filtern können. Außerdem sollten Texte reflektiert und evaluiert werden können.
Um die Lesekompetenz systematisch zu fördern, ist es wichtig zu verstehen, welche Rolle Lesen für die Schüler:innen spielt. Ist es ein Thema im sozialen Umfeld, im Unterricht oder vielleicht eher ein persönliches Thema?
Um diese Fragen zu beantworten, kann das Modell von Rosebrock und Nix (2008) helfen. Dieses stellt in verschiedenen Ebenen den Prozess der Entwicklung der Lesekompetenz als kreisförmiges Ebenen-Modell dar. Daraus wird klar, dass der Leseprozess ein Zusammenspiel aus mehreren Teilprozessen ist.
1. Das Verständnis für die einzelnen Wörter
2. Das miteinander in Beziehung setzen der einzelnen Wörter innerhalb eines Satzes
3. Das miteinander in Beziehung setzen der Sätze in einem Text
Zum Modell gehört außerdem, die Struktur eines Textes zu verstehen und dessen Darstellungsweisen zu begreifen. Aus den Defiziten lassen sich schließlich Fördermaßnahmen ableiten.
Zu Beginn erlernen Kinder die Zuordnung von Buchstaben und Lauten, wodurch das Lesen aller Wörter potenziell möglich ist. Kinder, die besonders gut darin sind Laute zu unterscheiden, haben einen Vorteil beim Lernen von Schreiben und Lesen. Das liegt daran, dass sich diese die notwendigen Strategien schneller aneignen können. Daraus kann man folgern, dass die Erfahrungen mit Sprache im Elternhaus und Umfeld einen Einfluss auf die Lesekompetenz haben können.
Bereits nach wenigen Wochen erkennen Kinder oftmals Wörter - das heißt, dass diese nun ganzheitlich erfasst werden. Die Schüler und Schülerinnen müssen sich die Wörter also nicht mehr Buchstabe für Buchstabe erarbeiten. Wichtig ist, dass Kinder motiviert werden, regelmäßig zu lesen. Dies kann beispielsweise durch einen Lesepakt oder Leseabende geschehen. Ein Lesepakt beschreibt eine Vereinbarung über eine bestimmte Lesezeit in einem festgelegten Zeitrahmen. Dabei sollen sich Eltern und Kinder an die vereinbarten Ziele halten. Auch bereits vor dem Erlernen des Lesens kann das Vorlesen von Geschichten, das Dichten oder Schauen von Filmen die spätere Lesemotivation positiv beeinflussen.
Zum einen sollten die Geschichten eine lebendige Darstellungsweise und einen spannenden Inhalt haben. So werden die jungen Schüler:innen gerne weiterlesen. Ebenso fesselnd können geheimnisvolle und abenteuerliche Geschichten wirken. Sollte Ihr Kind lustige Geschichten bevorzugen, ist das auch nicht schlecht, denn auch diese können Kinder anregen, ein weiteres Buch in die Hand zu nehmen. Empfehlenswert sind außerdem aufeinander aufbauende Buchreihen.
Beim Vorlesen eines Buches ist es vorteilhaft, seinem Kind neue Wörter zu erklären und diese im Text besonders zu betonen. Außerdem sollten Sie den Text nicht zu schnell vorlesen. Förderlich kann auch ein wiederholtes Lesen sein, wobei Ihr Kind laut mitliest. So werden eigene Fehler wahrgenommen oder Sie können als Elternteil auf Fehler hinweisen.
Eine zentrale Aufgabe liegt darin, die Kinder beim Textverstehen zu unterstützen. Daher kommt dem erschließen von Standardtexten eine besondere Bedeutung zu. In der Schule lernen Kinder Lesestrategien, und wie sie diese anwenden. Als Eltern können Sie Ihr Kind unterstützen, indem Sie diese Strategien zu Hause mit dem Kind weiter anwenden und üben.
In der Didaktik unterteilt man die Lesestrategien meist in drei Bereiche:
In diesem Bereich soll Vorwissen aktiviert werden. Was sagt mir die Überschrift? Weiß ich etwas zu diesem Thema? Wenn ja, was weiß ich darüber und welche Erwartungen habe ich aufgrund dessen an den Text und dessen Inhalt?
In diesem Bereich geht es vor allem darum, Schlüsselbegriffe zu erkennen. Schlüsselbegriffe variieren je nach Textinhalt, sie beschreiben Worte, die für das Verständnis besonders relevant sind. In Harry Potter ist beispielsweise Magie ein denkbarer Schlüsselbegriff. Es geht darum, dass sich Ihr Kind aufmerksam auf das Gelesene fokussiert. Dabei sollte sich das Kind selbst fragen, ob es die vorliegenden Sätze aufmerksam gelesen hat und deren Bedeutung verstanden hat. Ist dies nicht der Fall, sollte die Passage erneut gelesen werden. Manchmal kann das Verständnis auch an einigen Fachbegriffen oder neuen Wörtern scheitern. Das Kind sollte hier lernen nachzufragen oder selbst in einem Wörterbuch nachzusehen, um sich den Inhalt zu erschließen.
Nach dem Lesen sollte Ihr Kind den Text in eigenen Worten zusammenzufassen. So wird schnell klar, ob der Text auch wirklich verstanden wurde. Dabei kann es auch hilfreich sein, einige Schlüsselwörter herauszusuchen und zu benennen.
Am Ende kann eine Evaluation stehen: Hat der Text das erfüllt, was sich Ihr Kind erwartet hat? Welche neuen Informationen und Erkenntnisse kann es für sich daraus mitnehmen? Durch das Verknüpfen von neuem Wissen mit Erfahrungen oder bereits vorhandenem Wissen kann das Gelesene besser gemerkt werden.
Ja, das ist sehr erwünscht. Gehen Sie als gutes Beispiel voran und zeigen Sie Ihrem Kind, dass Lesen Teil Ihres Alltags ist. Sie können Ihrem Kind auch ein Bücherregal im Kinderzimmer besorgen, das wirklich nur für Bücher genutzt wird. Sie können auch Bibliotheken besuchen und Ihrem Kind damit zeigen, wie einfach der Zugang zu spannenden Abenteuern sein kann. Auch das gemeinsame Lesen - entweder gemeinsam oder jeder mit seinem eigenem Buch - kann hilfreich sein. Anschließend können Sie sich über die Geschichten austauschen.
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(**Quelle: Trustpilot, Stand: 20.02.2023)