Was kann ich tun, wenn mein Kind zu viel Zeit mit Computerspielen verbringt?

Tipps für Eltern
Marco Heusohn
August 28, 2023

Die Welt wird immer digitaler, über Online-Unterricht bis hin zur Online-Steuererklärung, viele analoge Aspekte des Alltags können digital erledigt werden. Für Kinder zählt dazu auch das Spielen. Hat man sich früher noch jeden Tag mit Freunden draußen getroffen, bis es dunkel wurde, trifft man sich heute oft in der digitalen Welt und verbringt dort seine Zeit. Ob dies schädlich ist, wie Sie mit Ihrem Kind über seine Zeit online reden und wie Sie diese gut beschränken, wird im Folgenden besprochen.

Wie viel online ist zu viel?

Zunächst muss gesagt werden, dass Zeit, die online verbracht wird, nicht immer verschwendete Zeit ist. Kinder und Jugendliche lernen dort gemeinsam und treffen sich mit Freund:innen vor allem in Zeiten, in denen reale Treffen nicht möglich sind, wie die Covid-19 Pandemie zeigte. Auch wenn über verbrachte Zeit mit Videospielen gesprochen wird, sollten diese Aspekte berücksichtigt werden. Denn nicht alle Spiele sind gleich. Von eher kreativen Spielen über Taktik und Rollenspiele bis hin zu Ego-Shootern gibt es alles. Es kommt also nicht nur auf die Zeit, sondern auch auf den Inhalt des Spiels an sowie die Aktivitäten, die Ihr Kind außerhalb des Spieles noch hat. Denn wenn ein Kind außerhalb des Spielens weitere Hobbys hat und körperlich aktiv ist sowie in der Schule gute Noten schreibt, kann von Einschränkungen der Spielzeit meist abgesehen werden. Kinder nutzen die Zeit, in der sie Spiele spielen, um „herunterzukommen“ vom oft stressigen Schulalltag zwischen Tests und Arbeiten und um abzuschalten. Körperliche Aktivität im Alltag hat neben dem Spielen eine wichtige Bedeutung, denn eine Studie aus dem Jahr 2008 mit 709 Teilnehmern ergab, dass Jungen, die mehr als 2 Stunden pro Tag im Sitzen Medien nutzten, 1,7-mal häufiger an Übergewicht leiden. Ursache ist die verringerte körperliche Bewegung. Bei Mädchen waren die Studienergebnisse weniger alarmierend, diese haben unter gleichen Bedingungen nur eine 1,2-mal höhere Wahrscheinlichkeit an Übergewicht zu leiden.

Gefahren der übermäßigen Onlinezeit

Neben der oben genannten Gefahr an Übergewicht zu erkranken, gibt es einige weitere Gefahren, welche durch Onlinezeit und speziell das übermäßige Spielen von Computerspielen verstärkt werden. Wie oben beschrieben ist körperliche Aktivität ein guter Weg, um den Folgen von übermäßiger Onlinenutzung entgegenzuwirken. Man sollte also auch bedenken, wie die Onlinezeit z. B. beim Spielen das Leben selbst beeinflusst. Vergisst man Hausaufgaben oder sogar das Essen und Schlafen an einem Tag, sollte man bzw. Sie als Elternteil mehr auf die Zeiteinteilung Ihres Kindes achten. In einer Umfrage der Europäischen Kommission zu den Online-Risiken während des Covid-19 Lockdowns kam heraus, dass in Deutschland der Anteil an Schüler:innen, die angaben, nicht zu Essen oder zu Schlafen aufgrund der Zeit, die sie im Internet verbrachten, um 27% gestiegen ist. Der Faktor, wie Online-Zeit den Alltag verändert, ist also nicht zu vernachlässigen. Dabei gaben ebenfalls 38 % der befragten Schüler:innen selbst an, dass sie zu viel Zeit im Internet oder mit digitalen Geräten verbringen.

Wieso spielen Kinder zu viel Computer?

Dieses Verhalten kann viele Gründe haben, ein bereits angesprochener Auslöser ist Stress, ob dieser Stress durch die Schule, das Umfeld oder andere persönliche Gründe entsteht, ist von Fall zu Fall verschieden. Gibt es vielleicht eine Lehrer:in, welche Ihr Kind nicht leiden kann oder andersherum? Steht eine Arbeit in einem Fach an, in dem Ihr Kind nicht sonderlich gut ist oder bekommt Ihr Kind innerhalb der Familie häufig Streits mit und macht sich Sorgen? Auch der Freundeskreis kann eine Ursache für Stress sein, vor allem wenn es Streit gibt. Eine Reaktion darauf ist häufig das Vertiefen in eine virtuelle Welt, in der diese Probleme nicht existieren und man sich mit anderen Dingen beschäftigen kann, die meistens mehr Spaß machen.

Online-Spielsucht

Eine extreme Form des übermäßigen Spielens von Videospielen ist die Online-Spielsucht oder Internetsucht. Die WHO stuft die Online-Spielsucht sogar als eine Art psychische Störung ein. Psycholog:innen oder Psychiater:innen können in der Regel erst dann eine Diagnose stellen, wenn das übermäßige Spielverhalten einer Person mindestens 12 Monate anhält, obwohl diese Zeitspanne verkürzt werden kann, wenn die negativen Auswirkungen des Spielens auf das tägliche Leben sehr offensichtlich sind. Die Auswirkungen der Online-Spielsucht auf Kinder zeigen sich durch mangelnde Konzentration für andere tägliche Aktivitäten, mangelnde Aufmerksamkeit im Unterricht und ständiges Nachdenken über Spiele.

Lösungsansätze

Jetzt haben wir darüber gesprochen, was die Ursachen und Folgen von übermäßigem Spielekonsum sind, was fehlt, sind konkrete Möglichkeiten, den Ursachen auf den Grund zu gehen und die Folgen zu minimieren. Zunächst sollten Sie, da Ihnen wahrscheinlich eine Verhaltensveränderung aufgefallen ist, beobachten, ob Ihr Kind wirklich so viel spielt, wie Sie meinen. Gerne passiert es, dass Eltern und Kinder eine unterschiedliche Auffassung darüber haben, wie lange das Kind bereits gespielt hat. Das kann entweder den Grund haben, dass Ihr Kind die Zeit vergisst und wirklich zu lange spielt. Oder Sie empfinden nur, dass Ihr Kind zu lange spielt, obwohl es möglicherweise in der Zwischenzeit Pausen macht, seine Hausaufgaben oder etwas völlig anderes erledigt und danach erneut spielt. Möglicherweise kommen Sie immer dann in den Raum, wenn gerade gespielt wird. Es ist deshalb wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind in einer ruhigen Situation darüber reden. Sein Sie nicht verurteilend, sondern interessieren Sie sich für ihr Kind und die Spiele, so können Sie auch leichter den Grund für die auffallende Spielzeit in Erfahrung bringen. Kommunikation ist hier das Schlüsselwort. Wenn Sie ehrlich sind zu Ihrem Kind und auch zugeben, dass Sie möglicherweise auch manchmal zu viel Zeit im Internet oder bei anderen Spielen verbringen, können Sie Ihrem Kind leichter ein gesundes Spielverhalten näherbringen. Ein gesundes Spielverhalten kann gelernt werden, jedoch muss man sich Zeit für sein Kind nehmen und darauf achten, ob es anderweitige Probleme hat.

Zeit- und Internetbeschränkungen

Hilfsmittel für das Verfolgen der Spielzeit gibt es sowohl in analoger als auch digitaler Form. Sie können Ihrem Kind beispielsweise einen Timer neben den Computer stellen, um ihm ein konkretes Zeitgefühl zu geben. In vielen Routern wie der FRITZ!Box von AVM können separate Profile angelegt werden, in denen man die Zugriffszeit entweder auf einen Zeitraum oder flexibler auf ein Zeitbudget festlegen kann, damit wird eine feste Sperre aktiviert, die den Online-Zugang nach Ablauf der Zeit oder des Budgets verhindert. Hersteller wie Apple bauen von sich aus eine sogenannte Bildschirmzeit ein, die ebenfalls das Nutzen von Apps oder dem ganzen Gerät nach einer bestimmten Zeit verhindert, hier ist es praktisch, dass Sie Ihrem Kind flexibel mehr Zeit auf Anfrage geben können, falls Sie das möchten. Ein Link zum Handbuch von Apple und der Anleitung von AVM ist in den Quellen.

Abschließendes Fazit

Zu allererst liegt es an Ihnen festzustellen, ob das Verhalten, welches Ihr Kind in Bezug auf Videospiele an den Tag legt, wirklich ungesund ist. Reden Sie ruhig mit Ihrem Kind darüber. Wir haben gesehen, dass häufiger Konsum von Videospielen eine Reaktion auf Stress oder andere Faktoren sein kann. Den korrekten Auslöser in Ihrer Situation festzustellen ist nicht immer leicht. Auch Selbstreflexion ist hier gefragt, Sie dürfen Ihr Kind nicht für etwas verurteilen und es ihm verbieten, wenn Sie selbst das gleiche Verhalten zeigen. Auch psychische Erkrankungen sind nicht immer ausgeschlossen, bei deutlich ungesundem Spielverhalten sollten Sie sich an eine Fachkraft wenden. Für eher harmlose Fälle helfen Zeitverfolgungssoftwaren und Bildschirmzeiten. Sie sollten jedoch, bevor Sie dieses Anschalten mit Ihrem Kind in Ruhe und in vollem Ausmaße darüber reden, damit allen Parteien klar ist, wieso diese Maßnahme gewählt wurde. Denn ein Übereinkommen, das die Bildschirmzeit zu lang ist, ist der erste Schritt etwas gegen das übermäßige Surfen und Spielen zu tun.

Marco Heusohn
Tutor

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(**Quelle: Trustpilot, Stand: 20.02.2023)