Es gibt viele Missverständnisse um das Thema Autismus, weshalb zunächst ein paar wichtige Punkt verdeutlicht werden sollten:
Grundsätzlich handelt es sich um eine gestörte Entwicklung der Hirnfunktion, wobei hauptsächlich Gehirnbereiche betroffen sind, welche für die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten zuständig sind.
Frühkindlicher Autismus tritt vor dem dritten Lebensjahr auf, kann aber in der Regel erst ab 18 Monaten eindeutig diagnostiziert werden. Atypischer Autismus zeichnet sich dadurch aus, dass nicht alle Diagnosekriterien des frühkindlichen Autismus erfüllt werden und die Symptome auch erst nach dem dritten Lebensjahr auftreten können. Auch das Asperger-Syndrom kennzeichnet sich durch einen späteren Beginn. Asperger Autist:innen weisen eine normale bis hohe Intelligenz auf und haben gute bis sehr gute sprachliche Fähigkeiten. Sie erleben Sinnesreize jedoch intensiv, wodurch sie Dinge oft wörtlich nehmen und eine Abneigung gegenüber Veränderungen haben. Letztendlich gibt es das Rett-Syndrom und die desinstegrative Störung im Kindesalter: Dies sind zwei seltene Formen von Autismus und tiefgreifende Entwicklungsstörungen. Die Formen zeichnen sich dadurch aus, dass es nach einer anfänglichen normalen Entwicklung des Kindes zum Verlust bereits erworbener Fähigkeiten kommt und somit eine Rückentwicklung zu beobachten ist.
Insgesamt wird eine weltweite Anzahl von 0,6 % bis 1 % der Menschen mit Autismus angenommen. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass Jungen viermal häufiger betroffen sind als Mädchen. Oft steht eine Zunahme der Autismusrate in den letzten Jahren in der Diskussion, die aber auch durch den immer größer werdenden Bekanntheitsgrad erklärt werden kann.
Anzeichen für Autismus sind vielfältig und können bereits im Säuglingsalter beginnen. Häufige Symptome sind unter anderem:
Betroffene Kinder und Jugendliche verarbeiten Sinneseindrücke anders, wodurch sie sensibler sind und oftmals über- oder unterempfindlich auf Lärm, Gerüche und Licht reagieren. Auch Emotionen können Sie überfordern, gerade wenn es sich um intensive Gefühle wie Angst, Stress, Wut oder Schmerz handelt. Dadurch ziehen sie sich oft zurück und können ihre Gefühle nur schwer kontrollieren. Zudem fällt es ihnen schwer, Empathie für die Gefühle anderen Menschen zu zeigen, da sie diese nicht einordnen können. Dies kann zu Missverständnissen und Auseinandersetzungen kommen, die der oder die Betroffene nicht verstehen und reflektieren kann.
Dadurch und weil Autist:innen gerne allein spielen oder spezielle Interessen haben, fällt es ihnen auch schwer, Freundschaften zu finden. Dabei sind einige zwar gar nicht daran interessiert, Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, während andere sich durchaus Freundschaften wünschen.
Da diese Auswirkungen den Mitmenschen und manchmal der eigenen Familie gar nicht so bewusst sind, kann der Umgang und die Beziehung mit einer autistischen Person erschwert werden. Besonders im Schulalltag haben es Kinder im Autismus-Spektrum schwer, da Mitschüler:innen ihr Verhalten nicht verstehen und als komisch und störend ansehen können. Die Folge ist, dass sie sich über das Kind lustig machen oder es im Schulalltag meiden.
Zunächst ist es wichtig, Verständnis für die Besonderheiten Ihres Kindes zu haben, auch wenn dies nicht immer leicht ist, da es oft viel Geduld und Taktgefühl erfordert. Da es dem Kind körperlich nicht anzumerken ist, dass es an einer Autismus-Spektrum-Störung leidet, vergessen Menschen in seinem Umfeld oft, dass es betroffen ist.
Kommunizieren Sie immer klar und deutlich mit Ihrem Kind, da es Ironie, Sprichwörter und Witze nicht verstehen kann. Besonders wenn es um Gefühle geht, ist es sehr wichtig, Ihrem Kind genau zu erklären, wie Sie sich fühlen und was Sie brauchen, da es nicht erkennen kann, wenn Sie müde, traurig, enttäuscht oder wütend sind.
Da es Ihrem Kind schwerfällt, mit Veränderungen klarzukommen, sollten gewohnte Abläufe so selten wie möglich unterbrochen werden. Sollte es zu einer Veränderung kommen, kündigen Sie diese rechtzeitig an, sodass Ihr Kind sich darauf vorbereiten und die damit verbundenen Emotionen besser einordnen kann. Dabei kann es sich selbst um für Sie kleinere Veränderungen im Alltag handeln, wie eine neue Schultasche, eine neue Brotsorte oder ein Arzttermin.
Versuchen Sie, die Gefühle Ihres Kindes zu verstehen, auch wenn es für Sie nicht selbstverständlich ist, auf gewissen Situationen mit einer solchen Emotion zu reagieren. Fragen Sie sich, warum Ihr Kind gerade traurig oder wütend ist, und besänftigen Sie es nicht mit „Das ist doch gar nicht schlimm“, oder „Stell dich nicht so an“. Fragen Sie Ihr Kind, was Sie tun könnten, um die Situation zu verbessern und suchen Sie gemeinsam nach einer Verbesserung.
Auch Ihre eigene Entspannung ist wichtig. Der Alltag mit einem Kind im Autismus-Spektrum ist nicht immer leicht und bringt viele Herausforderungen mit sich. Versuchen Sie, sich selbst zu entspannen und sich hin und wieder eine Auszeit zu nehmen. Ihre Stimmung überträgt sich schnell auf Ihr eigenes Kind, wodurch es selbst angespannter reagieren kann.
Wenn Sie sich im Umgang mit der Autismus-Spektrum-Störung Ihres Kindes unsicher oder überfordert fühlen, holen Sie sich und vor allem auch Ihrem Kind Unterstützung. Eine professionelle therapeutische Begleitung kann für Ihr Kind und die Angehörigen vieles erleichtern.
In angepassten Verhaltenstherapien lernt Ihr Kind in Betreuung ausgebildeter Fachkräfte mit eigenen und fremden Emotionen besser umzugehen, diese einzuordnen und zu bewerten. Bei Kindern mit sprachlichen Defiziten können ebenfalls die kommunikativen Fähigkeiten trainiert und verbessert werden. Darüber hinaus kann es auch Ihnen helfen, die Störung besser zu verstehen und in Situationen besser und gelassener zu reagieren.
Auch sollten Schule und Lehrer:innen über die Autismus-Störung informiert werden, um das Kind im Schulalltag angemessen zu unterstützen und Mitschüler:innen für das Thema zu sensibilisieren.
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*Der 14-tägige Test umfasst eine gratis Probestunde
(**Quelle: Trustpilot, Stand: 20.02.2023)