Mein Kind hat Prüfungsangst - Was kann ich tun?

Tipps für Eltern
Anabel von der Osten-Sacken
August 28, 2023

Nicht immer spiegeln enttäuschende Schulnoten das tatsächliche Leistungsniveau eines Kindes wider. Vielmehr könnte auch Prüfungsangst die Schulleistung eines Kindes beeinträchtigen. Hat Ihr Kind Prüfungsangst, dann sollte zunächst einmal dieses psychische Problem verstanden werden; nicht primär um der Noten willen, sondern in erster Linie aufgrund dessen, dass Prüfungsangst die psychische Gesundheit und damit das psychische Wohlergehen Ihres Kindes akut beeinträchtigt. Gute Noten sind schön und im weiteren Verlauf der Schullaufbahn auch zunehmend wichtig für einen guten Abschluss und eine dementsprechend gute berufliche Perspektive. Gegen Prüfungsangst kann jedoch nur vorgegangen werden, wenn die Intention besteht, das psychische Wohlergehen des betroffenen Kindes zu fördern. Liegt der Fokus hingegen darauf, dass die Schulnoten des Kindes besser werden sollen, dann wird diese Einstellung die Prüfungsangst des Kindes eher noch verstärken. Demzufolge sollten Eltern, deren Kind Prüfungsangst hat, nicht die Schulnoten des Kindes tadeln. Tadel wird die Prüfungsangst wahrscheinlich verschärfen.

Dieser Beitrag bietet Ihnen einen Einblick in das Phänomen Prüfungsangst, der Ihnen zum einen dabei helfen wird, zu erkennen, ob Ihr Kind eigentlich tatsächlich von Prüfungsangst betroffen ist und was dies bedeutet, und der zum anderen aufzeigt, was Sie angesichts des Falls von Prüfungsangst Ihres Kindes tun können. Dazu werde ich Sie zunächst einmal in das Thema „Angst“ einleiten, indem ich eine allgemeine Definition und Beschreibung von „Angst“ gebe sowie normale und pathologische Angst voneinander abgrenze. Im Anschluss daran folgt eine Einordnung von Prüfungsangst im Rahmen von Ängsten. Dabei nehme ich Bezug auf die Klassifikation von Angststörungen sowie die Bezugsobjekte von Angst. Sodann wird das Problem der Prüfungsangst fokussiert, indem Prüfungsangst definiert wird und auf ihre Ursachen, ihre Symptomatik sowie ihren Einfluss auf Leistung und Leben eingegangen wird. Außerdem werden Maßnahmen gegen Prüfungsangst aufgezeigt und schließlich Therapiemöglichkeiten beleuchtet.

1. Einleitung in das Thema „Angst“

1.1. Allgemeine Definition und Beschreibung von „Angst“

Der Begriff „Angst“ leitet sich von dem lateinischen Wort „angere“ ab, was so viel bedeutet wie „die Kehle zuschnüren“. Definitorisch ist Angst eine von Zweifeln und Besorgnis geprägte Einschätzung der eigenen Sicherheit oder sozialen Kompetenz, die sich auf mehreren Ebenen abspielt: Nämlich emotional, kognitiv, physiologisch und behavioral. Die Psychologie unterscheidet zwischen der Eigenschaft der Ängstlichkeit („trait anxiety“) und situationeller Angst beziehungsweise Zustandsangst („state anxiety“). Eine weitere Unterscheidung ist diejenige zwischen spontaner Angst und Objekt- oder situationsgebundener Angst. Spontane Angst kann anfallsartig in Form von Panik sein oder durchgehend als generalisierte Angststörung auftreten. Unter Objekt-Angst fallen Phobien. Bei Prüfungsangst handelt es sich um eine situationsgebundene Angst.

1.2. Normale versus pathologische Angst

Angst kann normal sein, wenn sie sich in angemessener Weise auf von Natur aus schmerzliche oder beängstigende Erfahrungen bezieht. Eine schlichte Aufregung vor und während Klassenarbeiten oder Schulreferaten etwa ist durchaus angemessen und erfüllt eine positive Funktion. Pathologisch ist Angst dann, wenn sie folgende Merkmale aufweist:

  • Sie ist unangemessen bezüglich der Bedrohungssituation (wie etwa bei Phobien).
  • Sie ist unangemessen in der Symptomausprägung, was deren Intensität, Persistenz sowie subjektive Beeinträchtigung betrifft.
  • Es entsteht eine ausgeprägte Erwartungsangst, das heißt eine Angst vor der Angst.
  • Es besteht anhaltende Angst auch nach der Beseitigung der Bedrohung. Es kommt zu Vermeidungsverhalten. Und die Lebensbewältigung ist beeinträchtigt.

Prüfungsangst weist die obigen Merkmale auf. Deswegen handelt es sich bei Prüfungsangst um eine pathologische Form von Angst.

2. Situierung von Prüfungsangst

2.1. Klassifikation von Angststörungen

Entsprechend der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme („ICD“), lassen sich vor allem acht Hauptformen von Angststörungen ausmachen:

  1. Akute Belastungsreaktion
  2. Posttraumatische Belastungsstörung
  3. Generalisierte Angststörung
  4. Zwangsstörungen (können Handlungen und Gedanken betreffen)
  5. Panikstörungen
  6. Spezifische Phobien: Hierbei handelt es sich um eine intensive Angst vor bestimmten Objekten.
  7. Agoraphobie: Agoraphobie meint Angst vor sozial überfordernden Situationen wie Menschenmengen; wenn sie mit Panikstörung gepaart ist, handelt es sich um eine solche Angst aufgrund der Möglichkeit plötzlicher Panikattacken in der Öffentlichkeit und ohne schnelle Hilfe. Sowohl die Agoraphobie als auch die Panikstörung können entweder miteinander gepaart sein oder aber alleine auftreten.
  8. Soziale Phobien: Hierbei handelt es sich um eine intensive Angst vor bestimmten sozialen Situationen (wie zum Beispiel vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit). Prüfungsangst ist als soziale Phobie klassifiziert, da sie eine eindringliche Angst vor einer bestimmten sozialen Situation, die im Weiteren noch beschrieben wird, darstellt.

2.2. Bezugsobjekte von Angst

Prüfungsangst lässt sich auch im Rahmen der verschiedenen Bezugsobjekte von Angst situieren. Es gibt vier Hauptarten von Bezugsobjekten:

  1. Phänomene wie Tod, Verletzungen, Krankheit, Blut und Operationen
  2. Tiere
  3. Bestimmte räumliche Situationen
  4. Bestimmte soziale Situationen

Bei Prüfungsangst ist eine bestimmte soziale Situation das Bezugsobjekt der Angst, weswegen sie wie im vorigen Abschnitt erwähnt, ja auch als eine Form sozialer Phobie gilt. Beachtenswert an dieser Einordnung ist, dass Prüfungsangst abhängig ist von dem sozialen Aspekt einer Situation. Allgemeiner gesehen ist Prüfungsangst dementsprechend eine Form von Angst, die – anders etwa als eine Spinnenphobie – gesellschaftlich bedingt ist.

3. Prüfungsangst

3.1. Definition

Kommen wir nun zu dem näheren Erscheinungsbild von Prüfungsangst. Prüfungsangst ist definiert als eine spezifische Form der Leistungsangst, bei der vor oder in einer Prüfungssituation ein anhaltendes Übermaß an Sorge, physiologischer Erregung, kognitiver Desorganisation und unkontrollierbaren sowie selbstwertgefährdenden Gedanken besteht. Eine Prüfungssituation meint dabei eine Leistungssituation mit prüfender Betrachtung und Beurteilung, wie etwa Klassenarbeiten, Schulreferate und Sportwettbewerbe. Angemerkt sei, dass die betroffene Person interessanterweise um die Diskrepanz, die zwischen der geringen Bedrohung und dem subjektiven Erleben besteht, weiß. Prüfungsangst gilt dabei als ein Gemisch aus realer Angst und neurotischer Angst. Befinden sich betroffene Schüler:innen in höherem Alter, handelt es sich zudem um eine regressive Gefahreneinschätzung, da sich die betroffenen Teenager in der Regel vor den Prüfer:innen wie ein jüngeres Kind fühlen.

3.2. Ursachen

Für Prüfungsangst kommen verschiedene Ursachen infrage. Sie kann mit einem Mangel an Prüfungserfahrungen sowie im Umgang mit Stresssituationen zusammenhängen. Beobachtungslernen kann ebenfalls zu Prüfungsangst führen. Ferner kann Prüfungsangst auf negative Vorerfahrungen zurückzuführen sein. Sofern ein Trauma besteht, wird die Prüfungssituation als existenzielle Bedrohung wahrgenommen. Eine weitere Ursache von Prüfungsangst kann ein niedriges Selbstwertgefühl und -vertrauen sowie ein ausgeprägtes Streben nach Anerkennung sein. In diesem Falle können Gedanken, die häufig logische Fehler enthalten, die Angst massiv verstärken.

Eine große Rolle bei der Entwicklung von Prüfungsangst können allerdings auch Bezugspersonen spielen, etwa indem sie sehr hohe Erwartungen vermitteln oder den betroffenen Personen mit Demütigung sowie Liebesentzug und Verurteilung bei Versagen schädigen. Von daher ist es für Sie als Elternteil wichtig, auch Ihr eigenes Verhalten gegenüber Ihrem Kind zu reflektieren. Verteufeln Sie sich dabei aber nicht. Oftmals ist man sich als Elternteil gar nicht darüber bewusst, welche Auswirkungen man auf das eigene Kind hat, auch weil der Charakter des eigenen Kindes, etwa dessen Anfälligkeit für Angst, nicht immer unverblümt sichtbar ist. Häufig übernehmen Eltern auch einfach das Verhalten, das sie selbst von ihren Eltern erfahren haben, ohne es zu hinterfragen. Es sind dabei nicht immer schlicht Worte, die ein Kind negativ beeinflussen können, sondern auch Tonfall, Mimik, Körpersprache. Bei einem Kind, das anfällig für Angst ist, sollten Sie in besonderem Maße darauf achten, Ihr Kind in seinen Leistungen zu unterstützen, ohne dabei Druck auszuüben. Vermitteln Sie Ihrem Kind, sofern es mit einer enttäuschenden Schulnote nach Hause kommt, Gelassenheit, etwa indem Sie ihm klar machen, dass noch ein langer Schulweg vor ihm liegt, Entwicklung Zeit braucht, eine Schulnote nicht immer objektiv ist und jede Erfahrung seinen Sinn hat. Seien Sie humorvoll statt ernst und stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes.

3.3. Symptomatik

Werfen wir nun einen Blick auf Symptomatik von Prüfungsangst, da eine Kenntnis dieser wichtig ist, um die äußeren wie auch inneren Reaktionen eines Kindes mit Prüfungsangst zu verstehen. Zunächst ist zu bemerken, dass die Konfrontation mit der Prüfungssituation fast immer eine unmittelbare Angstreaktion auslösen kann, wobei sie gegebenenfalls auch einen regelrechten Angstanfall bewirken kann. Symptome äußern sich auf vier Ebenen:

  • Auf emotionaler Ebene bestehen Gefühle der Hilflosigkeit sowie Unsicherheit und die Stimmung ist depressiv.
  • Auf kognitiver Ebene kann es zu einem Ausmalen von „Horrorszenarien“ kommen und es besteht vor allem bei Präsentationen, Angst davor, ein demütigendes und peinliches Verhalten oder Angstsymptom zu zeigen, sowie Angst vor Folgen einer schlechten Leistung – etwa vor schulischen, beruflichen und sozialen Nachteilen sowie vor Blamage.
  • Auf behavioraler Ebene kommt es zu Vermeidungsverhalten, das die Angst verstärkt und somit zur Aufrechterhaltung der Angst beiträgt.
  • Auf körperlicher Ebene äußert sich die Angst in den Symptomen einer sogenannten „fight-and-flight-response“, das heißt einer Kampf-und-Flucht-Antwort durch das autonome Nervensystem. Zu diesen Symptomen zählen tiefere und schnellere Atmung, Nervosität, Zittern, Herzklopfen und -rasen sowie Schweißausbrüche. Weitere körperliche Symptome sind Übelkeit, Magen-/ Darmbeschwerden, Schlafstörungen, lähmende Müdigkeit und auch Essstörungen.

Zu beachten bei der Symptomatik ist, dass die speziellen Symptome sowie deren Intensität abhängig davon sind, wie die individuellen körperlichen Empfindlichkeiten und psychischen Reaktionsmuster auf den Prüfungsstress reagieren. So zeigt nicht jeder, der Prüfungsangst hat etwa das Symptom einer Essstörung, die darüber hinaus in der Regel auch durch mehrere Faktoren zustande kommt.

3.4. Einfluss auf Leistung & Leben

Bereits an der Symptomatik von Prüfungsangst sehen Sie, dass diese Form von Angst nicht unterschätzt werden sollte. Nun gehe ich auf den Einfluss ein, den die Prüfungsangst auf die Leistung und das Leben hat. Was den Einfluss auf die Leistung betrifft, so ist auch schon die Vorbereitung auf die Prüfung von der Prüfungsangst beeinträchtigt. Die Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit äußert sich in Konzentrationsstörungen, Denkblockaden und Blackouts. Auch die Sozialfähigkeit wird beeinträchtigt. Zum Beispiel kommt es zur Vermeidung von Blickkontakt sowie Erröten. Neben der Beeinträchtigung der Leistungs- und Sozialfähigkeit kann die Prüfungsangst, aber auch weitere Aspekte der Lebensführung beeinträchtigen und eventuell ein ausgeprägtes Leiden bedingen. Deswegen ist es wichtig, Prüfungsangst ernst zu nehmen.

3.5. Maßnahmen

Prüfungsangst scheint wie eine feste Charaktereigenschaft zu sein, doch das ist sie nicht. Beruhigenderweise gibt es Maßnahmen, die gegen Prüfungsangst mildern können und im Laufe der Zeit kann Prüfungsangst sogar bekämpft werden.

Bei Prüfungsangst hilft es nichts, Prüfungssituationen aus dem Weg zu gehen, da Prüfungsangst ja durch einen Mangel an Prüfungssituationen bedingt ist oder verstärkt wird. Durch eine regelmäßige Konfrontation mit Prüfungssituationen können allmählich Gelassenheit und Souveränität entwickelt werden.

Sehr wirksam kann in jedem Fall von Prüfungsangst das Erlernen einer strukturierten Vorbereitung unter Erstellung eines Lernplanes sein. Auf diese Weise wird das Risiko geschmälert, aufgrund von Wissenslückenunsicherheiten zu empfinden. Diese Vorbereitung gelingt umso besser, wenn dabei eine außerfamiliäre Person, die sich mit dem Stoff gut auskennt, zur Seite steht. Dann wird der Prüfling ein noch stärkeres Sicherheitsgefühl erfahren, da gerade von Prüfungsangst betroffene Kinder bei der Vorbereitung oftmals schwerlich sich selbst trauen, zumal sie wie oben erwähnt bereits bei der Prüfungsvorbereitung durch ihre Prüfungsangst irritiert sind.

Des Weiteren hilft es, wenn sich das von Prüfungsangst betroffene Kind Klarheit über die Anforderungen seiner bevorstehenden Prüfung verschafft. Dazu hat es sich etwa zu fragen: „Was genau wird bei der Prüfung verlangt?“ und „Welche Kenntnisse und Fähigkeiten erwartet die Lehrer:in?“. Auch hier ist es ratsam, wenn dem Prüfling dabei eine außerfamiliäre Person zur Seite steht, die sich mit dem Stoff auskennt.

Darüber hinaus gibt es bestimmte Bewältigungsstrategien, die bei akuter Prüfungsangst angewendet werden können. Diese nehmen die Form von Wenn-Dann-Strategien an. Beispielsweise kann das betroffene Kind sich die Strategie zulegen, dass es immer dann, wenn es von Panik überfallen wird, tief einatmet und sich als eine gelassene Person visualisiert, zu deren Schicksal die Prüfungen, die sie erlebt, unausweichlich gehören.

Die Gesundheit ist ein weiterer Punkt, der tatsächlich auch zu berücksichtigen ist: So lässt sich durch ausreichenden Schlaf sowie regelmäßige Bewegung Stress abbauen, und eine nährstoffreiche Mahlzeit spielt ebenfalls eine Rolle für das allgemeine Wohlbefinden.

Auch auf Seiten der Prüfer:innen können Maßnahmen ergriffen werden, die die Prüfungsangst von Schulkindern eindämmen können, beziehungsweise präventiv wirken können. Sie können für eine Angst-reduzierende Gestaltung der Prüfungssituation sorgen, indem folgende Punkte beachtet werden:

  • Vermeidung unangekündigter Leistungskontrollen
  • Hinreichende Prüfungszeit
  • Individuelle Bezugsnormorientierung bei der Leistungsrückmeldung
  • Ausreichende Vorbereitungsmöglichkeiten mit prüfungsähnlichen Anforderungen

Als Elternteil haben Sie nicht viel Einfluss darauf, dass die ersten drei Punkte erfüllt werden, da diese vornehmlich in den Händen der Prüfer:innen liegen. Sollten Sie bemerken, dass einer der ersten drei Punkte nicht gegeben ist, könnten Sie dies aber zumindest etwa auf einem Elternabend ansprechen oder aber die jeweilige Prüfer:in selbst diplomatisch ansprechen, am besten unter Erwähnung dessen, dass Ihr Kind Prüfungsangst hat und ein Entgegenkommen hilfreich wäre. Bei dem letzten Punkt, der ausreichenden Vorbereitung mit prüfungsähnlichen Anforderungen, haben Sie insofern eine verstärkte Einflussmöglichkeit, als Sie für Ihr Kind eine Nachhilfekraft in Anspruch nehmen können, die diese Art der Vorbereitung mit Ihrem Kind in einem ungezwungenen Klima unternimmt.

3.6. Therapiemöglichkeiten

Es gibt auch Therapiemöglichkeiten gegen Prüfungsangst. Eine Therapie ist grundsätzlich stets sinnvoll anzuraten und in jedem Falle dann anzuraten, wenn die Prüfungsangst besonders stark ausgeprägt ist und die aufgezählten Maßnahmen nicht umsetzbar sind oder wenig Wirkung erzielen.

Gegen Prüfungsangst wird vor allem die kognitive Verhaltenstherapie angewendet, welche sogar auch zur Verarbeitung traumatischer Ereignisse dienen kann. Die kognitive Verhaltenstherapie soll zu einem Abbau der Versagensangst und einem Aufbau des Selbstvertrauens führen. Auch wird ein Abbau von unangemessen hohen Selbstansprüchen sowie Bestrebungen nach Anerkennung bezweckt. Eine wichtige Methode der kognitiven Verhaltenstherapie ist die Gedankenkontrolle sowie kognitive Restrukturierung: Das meint die Beobachtung, Identifizierung sowie Hinterfragung angstmachender Gedanken und kognitiver Verzerrungen. Zudem geht es darum, den Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen zu erkennen. Außerdem wird versucht, negative, blockierende Selbstgespräche durch realistische und hilfreiche Gedanken zu ersetzen. So wird etwa versucht, Zuversicht zu verankern, indem ein Gedankensatz wie „Das schaffe ich nie!“ durch „Ich kann das, ich schaffe das!“ ersetzt wird.

Zur kognitiven Verhaltenstherapie gehört des Weiteren auch mentales Bewältigungstraining sowie Prüfungssimulation. Bei der Prüfungssimulation werden prüfungsähnliche Bedingungen geschaffen. Zum Beispiel kann man sich einen Timer stellen, um die begrenzte Prüfungszeit zu simulieren. Unter diesen Bedingungen werden dann Verhaltensweisen eingeübt. Dadurch kommt es zu einer schrittweisen Gewöhnung an die Prüfungssituation sowie den mit ihr verbundenen Stress. Eingebunden in die kognitive Verhaltenstherapie ist darüber hinaus ein Training sozialer Kompetenzen. Bei jüngeren Kindern wird ein Einbezug von Eltern empfohlen.

Ein Beispiel für eine besondere Stelle, die sich der Prüfungsangst mit kognitiver Verhaltenstherapie zuwendet, ist etwa die in Wien eingerichtete KEPAG, das heißt die kognitiv-expressive Prüfungsangstgruppe. Der Grundgedanke ist hier, dass der Prüfungsangst irrationale Kognitionen zugrunde liegen. Und die Methode ist, diese Kognitionen ausfindig zu machen, sie anhand von Kontrolle mit der Realität zu korrigieren und sie schließlich in dieser realistischen Gestalt geistig einzuüben. Der Effekt ist dann eine Verminderung oder gar Auflösung der Angst, und Prüfungsangst kann sogar innerhalb kurzer Zeit eingeschränkt werden.

Ferner können neben der kognitiven Verhaltenstherapie Entspannungstechniken dazu dienen, physiologische Erregung und Stress zu reduzieren. Zu diesen Techniken gehören etwa Meditation und Atmungstechniken, die zum Beispiel Bluthochdruck und in der Folge Stress senken können.

Sie sehen, es gibt keinen Grund zu verzweifeln, wenn Ihr Kind Prüfungsangst hat. Manchmal hilft es schon, mit dem Kind über das Thema zu sprechen und dabei die Informationen, wie sie hier in diesem Blogbeitrag geschildert wurden, zu vermitteln.

Anabel von der Osten-Sacken

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(**Quelle: Trustpilot, Stand: 20.02.2023)